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Garmisch2016

3CT2016GARMISCH IT & Befundung WährenddieLösungenzurAufbereitungder vorhandenen Daten zur Verbesserung der Diagnose und Prognose bereits relativ aus- gereift sind, steckt ein anderer Trend in der Radiologie noch weitestgehend in den Kin- derschuhen: die Annäherung von Genotyp undPhänotyp–einrechtkomplexesThema. Im Wesentlichen geht es darum, in großen Populationen sogenannte Einzel-Nukleo- tid-Polymorphismen (SNPs) des Genoms aus großen Gendatenbanken herauszufil- tern, die Hinweise auf bestimmte wieder- kehrende Auffälligkeiten liefern. Wird in- nerhalb der Population ein solcher Genotyp gefunden, kann mittels Bildgebung eruiert werden, ob es auch bestimmte Phänotypen- Auffälligkeiten gibt. Ist das der Fall, kann anschließendaufderBasiseinerbestimmten Hypothese eine gezielte Gensequenzierung stattfinden. Stefan Schönberg: „Für die Ra- diologie ist das eine riesige Chance, weil wir damit in der Lage sind, Pathomechanismen in bestimmten Patientengruppen zu bestim- men.WirstehendannnichtamEndederPa- thologie,sondernbereitsamAnfang,beider Gewinnung von pathologischen Erkennt- nissen. Die Radiologie wäre dann erstmals in der Rolle, eine Erkrankung nicht nur ab- zubilden, sondern diese aufzuspüren. Die- se Chance sollten wir uns als Fachdisziplin nicht entgehen lassen.“ Auch der Bereich der sogenannten Ra- diomics, also die Herausarbeitung von ge- wissen Auffälligkeiten aus einem multi- parametrisierten Bild zur Erstellung von Klassifikatoren, könnte der Radiologie in Zukunft Aufwind geben. Erste Erfolge gibt es beispielsweise beim Bronchialkarzinom: Mittels Kompressionsalgorithmen können bestimmteParametereinesAdenokarzinoms – Lage, Randbegrenzung usw. – so konden- siert werden, dass sich relativ genau abschät- zen lässt, ob es sich um ein Karzinom mit spezifischen Mutationen handelt oder nicht. Basierend darauf kann eine passgenaue (tar- geted) Therapie initiiert werden. „Bei welt- weit vier Millionen CT-Aufnahmen täglich können unmöglich für jede Untersuchung molekular-pathologische Aufarbeitungen stattfinden. Und die Radiomics bietet uns die Möglichkeit, diese Lücke zumindest teil- weisezuschließen,indemsieunskorrelative Abschätzungenliefert–wasdieMedikamen- tengabe deutlich verbessert und uns gerade- wegsinRichtungPräzisionsmedizinsteuern lässt“, so Stefan Schönberg abschließend.  D anach befragt, was wir von der Radiologie in den kommenden Jahren erwarten sollten und können, ist sich Prof. Dr. Ste- fan Schönberg, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie und Nu- klearmedizin an der Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mann- heim der Ruprecht-Karl-Universität in Hei- delberg, sicher: Ohne IT wird die Disziplin nur in kleinen Schritten vorankommen, die großen Revolutionen werden von Bits und Bytes gesteuert. So zum Beispiel im Bereich der quanti- tativen Bildgebung, die zwar einerseits auf demEinsatzvonTechnologienwiederDual- Energy-CT oder der Diffusions-MRT be- ruht. Andererseits jedoch erst mit der Wei- terentwicklung der IT, beispielsweise der web- und cloudbasierten Verfahren, richtig Fahrt aufgenommen hat, wie Stefan Schön- berg erklärt: „Die IT ermöglicht uns, quan- titativeBiomarkerroutinemäßigingrößeren Datenbanken multizentrisch in Studien zu validieren, um letztlich messbare Werte und damit schneller Evidenz zu schaffen. Auch die Software zur Nachbearbeitung spielt bei der quantitativen Bildgebung eine immense Rolle. Und beide Technologien sind – wenn auch noch nicht perfekt – so doch so weit ausgereift,dasswirdasThemajetzternsthaft forcieren müssen.“ Ebenfalls entscheidend in diesem Zu- sammenhangsinddieEntwicklungeninder strukturierten Befundung, die sich durch drei Parameter auszeichnet: die Zerlegung derBefundeinmessbareUnterentitäten,die VerwendungstandardisierterTerminologien sowie eine sinnvolle, parametrisierte Ablage derInformationeninentsprechendenDaten- banken. „In diesen drei Bereichen geschieht aktuell sehr viel, sowohl Firmen, Universi- tätskliniken als auch Fachgesellschaften ar- beiten intensiv an diesen Themen. Wichtig wird jedoch sein, die strukturierte Befun- dung in die Breite zu tragen. Die Impulse kommen sicherlich aus den Universitätskli- niken,aberersteineflächendeckendeDurch- dringung wird den wirklichen Mehrwert schaffen“, so Schönberg. Als sinnvolle Ergänzung zur strukturierten Befundung sieht er die Fortschritte im Be- reich „Big Data“: Während bei der struktu- rierten Befundung die hohe Datenqualität basierend auf einer Homogenisierung und Standardisierung der radiologischen Befun- dung im Vordergrund steht, geht es bei Big Data um die Intelligenz der eingesetzten Al- gorithmen, die die Flut an Daten rückwir- kend katalogisieren können. „In Zukunft werden radiologische Daten mittels struk- turierter Befundung quantitativ vorliegen. Bei der Abbildung von klinischen Infor- mationen, der Metaebene sozusagen, stößt die strukturierte Befundung jedoch an ihre Grenzen und wir benötigen die Ansätze aus dem Bereich ‚Big Data‘, beispielsweise das Data Mining mit maschinenbasiertem Ler- nen“, ergänzt der Radiologe. Onkologie. Dabei erfolgt die Beurteilung desTherapieansprechensdurchdieMessung des Tumordurchmessers von sogenannten Target-Läsionen. 2009 veröffentlichte die sogenannte RECIST-Gruppe die überarbei- tete Version RECIST 1.1., in der sie einige Unklarheiten und Probleme der originären Kriterien beheben konnte. Was genau ändert sich also im Befundungsprozess? Die Befundung anhand der RECIST-­ Kriterien stellt sicher, dass die aktuelle Bild- gebung nicht nur mit der Voraufnahme ver- glichen wird, sondern der gesamte Verlauf seit der letzten Untersuchung vor Therapie- beginnberücksichtigtwird.Einsignifikanter Tumorprogress ist definiert als ein Tumor- wachstum von 20 Prozent im Vergleich zur BaselineoderzumZeitpunktdesbestenThe- rapieansprechens. Die Vorteile im Vergleich zu einer intuitiven Befundung liegen klar auf der Hand: RECIST sorgt für objektive, quantitative und reproduzierbare Befunde und schafft damit eine wichtige Entschei- dungsgrundlage,umModifikationenbeider Therapie faktisch zu begründen. I nderRadiologiegibtesvermehrtAnsätze, deskriptiveBefundedurchfesteKriterien und strukturierte Befundung abzulösen. „Wir haben dabei im Auge, die Einheit- lichkeit der Befundtexte zu verbessern, dieVollständigkeitzugewährleistenundfür Objektivität und Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Befundern zu sorgen“, erklärt Prof. Dr. Wieland Sommer, Oberarzt am In- stitutfürKlinischeRadiologieimKlinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Uni- versität München im Interview. Was bedeutet strukturierte Befundung in der onkologischen Bildgebung genau und weshalb ist sie so wichtig? Strukturierte Befundung fungiert im Grun- de als ein Sammelbegriff. Gemeint sind ob- jektive, quantitative und reproduzierbare Standards für die tumordiagnostische Be- fundungundVerlaufskontrolle.Diestruktu- rierte Befundung schafft klare Definitionen für die Beurteilung des Ansprechens auf sy- stemische Tumortherapien und dient so als Leitfaden für den Therapieerfolg. Ist das eine neue Entwicklung? Ganz und gar nicht. Man hat in der Onkolo- gie bereits vor mehr als 20 Jahren damit be- gonnen,festestandardisierteBefundkriterien für die Verlaufskontrolle einzurichten. Stan- dardisiert bedeutet in diesem Zusammen- hang, das Therapieansprechen anhand be- stimmter Parameter zu messen. Dafür muss es einen festen Cut-off-Wert geben, der prä- zise definiert ist. Die am meisten verbreiteten und am be- stenvalidiertenKriterienfürdieBeurteilung des Therapieansprechens sind bi- und unidi- mensionaleTumormessungenwiedieWHO- und die RECIST-Kriterien. Die Response Evaluation Criteria In So- lid Tumours (RECIST) bilden inzwischen für die meisten Tumoren die internationa- len Standards zur Therapiekontrolle in der Prof. Dr. Stefan Schönberg studierte Humanmedizin an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und ließ sich danach am Deutschen Krebsforschungs- zentrum (DKFZ) zum Radiologen weiterbilden. 2001 wechselte er an das Institut für Klinische Radiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er zunächst als Oberarzt und Leiter der Magnetreso- nanztomographie und später als geschäftsführender Oberarzt tätig war. Seit 2007 ist Schönberg Direktor des Instituts für Klinische Radiologie und Nuklearme- dizin am Universitätsklinikum Mannheim. Er veröf- fentlicht vor allem über vaskuläre und abdominelle Bildgebung, funktionelle MRT und CT, Hochfeld-MRT und die onkologische Bildgebung. Prof. Dr. Wieland Sommer studierte Medizin in Heidelberg, Berlin, Madrid und Lausanne. 2007 kam er ans Institut für Klinische Radiologie am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er Oberarzt ist und seit August 2014 die Professur für onkologische Bildgebung innehat. Im Jahr 2013 erlangte Sommer einen Master in Public Health an der Harvard School of Public Health in Boston, USA. Zusammen mit dem ärztlichen Kollegen Marco Armbruster betreibt er die Online-Plattform für strukturierte Befundung www.smart-radiology.com als Ausgründung. Checklisten in der Radiologie, strukturierte Befundung im Alltag „Die großen Revolutionen finden in der IT statt“ Donnerstag,21.01.2016, 8:30Uhr WiesiehtdieRadiologie inzehnJahrenaus? StefanSchönberg,Mannheim Session:Radiologie2026 Veranstaltung Freitag,22.01.2016, 10:50Uhr RECISTandbeyond: kriterienbasierteBefundung inderOnkologie WielandSommer,München Session:Onkologie Veranstaltung TNM-Staging beim Bronchialkarzinom In der Radiologie gibt es vermehrt Ansätze, deskriptive Befunde durch feste Kriterien und strukturierte Befundung abzulösen. ©MintMedicalGmbH

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