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BRK_2015

Dachzeile 10 radiologia bavarica2015 Der GlomustumorEine multidisziplinäre Herausforderung Univ.-Prof. Dr. Hannes Deutschmann ist Inhaber des Lehrstuhls für vaskuläre und interventio- nelle Radiologie sowie supplierender Leiter der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie der Universitätsklinik für Radiologie an der Medi- zinischen Universität Graz. Der Neuroradiologe absolvierte sein Studium und seine Facharztprü- fung in seiner Geburtsstadt Graz und hospitierte bei international renommierten Fachexperten (R. Chapot, F. Turjman, C. Cognard). Seit 2009 ist Deutschmann Leiter der von ihm aufgebauten Teaching Unit der Grazer Universitätsklinik für Radiologie. Zuletzt war er Kongresspräsident der 20. Jahrestagung der Österreichischen Gesell- schaft für Neuroradiologie (ÖGNR) und Gutachter mehrerer Fachzeitschriften, darunter das Ameri- can Journal of Neuroradiology und das European Journal of Radiology. werden die Gefäße, die den Tumor mit Blut versorgen, präoperativ mittels superselektiver Katheterembolisation verschlossen. Über die Leiste wird ein Mikrokatheter in die Halsge- fäße eingebracht, mit dem die oft nur 1 bis 2 Millimeter dicken Tumorgefäße verschlossen werden. Größere Tumoren können auch von außen unter Ultraschallkontrolle punktiert werden und die Tumorgefäße können auf die- seWeiseverklebtwerden.„Dank derpräopera- tivenEmbolisationistderBlutverlustwährend derOperationwesentlichgeringerundeskann genauer und vollständiger operiert werden“, unterstreicht Deutschmann. Ist eine Operation nicht möglich, weil der Globustumor an einer unzugänglichen Stelle liegt,bestehtauchdieMöglichkeiteinerStrah- lentherapieodereinerGamma-Knife-Therapie. Manchmal werden bei der Therapie auch Em- bolisation,TeilresektionundStrahlentherapie miteinander kombiniert. „Der Glomustumor ist eine Erkrankung, die Multidisziplinarität erfordert“, betont Deutschmann abschließend: „HNO-Ärzte, Chirurgen, Neurochirurgen, interventionelle Radiologen und Strahlentherapeuten müssen diegesamteBildgebunggemeinsambetrachten unddannindividuelleinTherapiekonzeptfür den Patienten abstimmen.“ N euroendokrineTumorennehmenihren Ursprung in der Neuralleiste, ihre Zel- len gleichen histologisch endokrinen Drüsenzellen und sie können auch Hormone produzieren.EineselteneFormdesneuroendo- krinen Tumors ist der Glomustumor. Diesem auchParagangliomgenanntenTumorwidmet sich Univ.-Prof. Dr. Hannes Deutschmann, supplierender Leiter der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie an der Universitätsklinik für Radiologie der Medizinischen Universität Graz, in der Session, die einen Überblick über neuroendokrine Tumoren gibt. GlomustumorenkönnenvorallemimMit- telohrbereich, aber auch im Bereich der Kopf- und Halsvenen vorkommen. Oft erzeugen sie gar keine Beschwerden und sie sind auch meistens gutartig, aber sie können in den Kno- cheneinwachsenoderangrenzendeStrukturen schädigen. Außerdem können sie Hormone wieAdrenalinausschüttenunddannzuSymp- tomen wie Gesichtsrötung oder Herzrasen führen. Wenn sich ein Glomustumor in der Nähe des Zungennervs befindet, kann er eine Geschmacksstörung oder Schluckstörungen hervorrufen. Ein Glomustumor im Mittelohr, dersichalspulsierendesrotesKnötchenhinter dem Trommelfell manifestiert, kann zu einer Hörverschlechterungodereinempulsierenden Ohrgeräusch führen. Die Beschwerden sind also ziemlich unspezifisch. „Es vergeht oft ei- nigeZeit,bisdiePatientenendlichdierichtige Diagnose erhalten“, weiß Deutschmann. Zur Diagnose bedarf es sowohl der Com- putertomographie(CT)alsauchderMagnetre- sonanztomographie (MRT). Mittels CT lässt sichdieräumlicheBeziehungzwischendenTu- moren und den angrenzenden Knochenstruk- turen – etwa den Gehörknöchelchen – gut darstellen. Mittels MRT wird dann der Tu- mor selbst charakterisiert und von möglichen anderen Tumoren (zum Beispiel Neurinom, Schwannom, Gefäßtumor) oder anderen Läsi- onen (zum Beispiel Aneurysma, Narbengewe- be) abgegrenzt. „Wenn ein sehr gut durchblu- teter Tumor vorliegt, der sehr viele Gefäße be- inhaltet, Kontrastmittel sehr stark aufnimmt, aber auch sehr schnell wieder ausschwemmt, sprichtallesfüreinenGlomustumor“,berichtet Deutschmann aus der Praxis. „Ein Teil der Glomustumoren ist so klein und wächst so langsam, dass sie nicht behan- delt werden müssen“, erläutert der Grazer Neuroradiologe. Wenn sie aber Wachstums- tendenzen zeigen und in ein Gefäß, in Kno- chenoderNerveneinzuwachsendrohen,muss man sie behandeln. Eine weitere Indikation für eine Therapie besteht, wenn die Tumo- ren aufgrund der von ihnen ausgeschütteten Hormone Herzrhythmusstörungen, Atemnot oder Gesichtsrötungen hervorrufen. Bei der Therapie steht die Chirurgie an erster Stelle. DasProblemistnur:Glomustumorensindsehr gut durchblutet. „Wenn der Chirurg in einen solchen Tumor hineinschneidet, führt das zu Blutverlust während des Eingriffs. Die Opera- tionwirdunübersichtlichundesbleibenmögli- cherweiseRestedesTumorszurück,diewieder wachsen können“, erklärt Deutschmann. An dieser Stelle kommt die interventionelle Radi- ologie ins Spiel: Um Blutungen zu verhindern, Neuro & Notfall Glomus-Tympanicum-Tumor. 65-jähriger Patient. Seit drei Jahren zunehmender Hörverlust und pulssynchroner Tinnitus. Pulsierender rötlicher Tumor hinter dem Trommelfell. Abb. 1: CT der Felsenbeinpyramide (koronare Reformatierung) mit Darstellung einer weichteildichten Expansion im Cavum tympani, die die Gehörknöchelchen umgibt (Pfeil). Abb. 3: Selektive Angiographie der A. pharyngea ascendens (Stromgebiet der A. carotis externa) mit Darstellung eines für Glomustumoren typischen „Tumor Blush“ (Pfeil). Porträt:Univ.-Prof.Dr.HannesDeutschmann,©WernerStieber Abb. 2: MRT (T1-tse-tra) mit Dar- stellung einer lobulierten Raumforderung im Cavum tympani (Pfeil) mit charakteri- stischem Salz-und-Pfeffer-Muster. 2 3 1 Veranstaltungshinweis: Raum: Europa-Saal Samstag, 3. Oktober 2015, 10:30–12:00 Uhr Moderation H. Deutschmann, Graz/Österreich H S 6 – Neuroendokrine Tumoren Der vaskuläre Notfall hat Vorrang rativen Behandlung in vielen Fällen mit einer Nephrektomie,einerNierenentfernung.Heute istdasanders.„TraumatischeBlutungenkann man heute wahnsinnig elegant und einfach auf interventionell-radiologische Weise lö- sen. Vom Aufwand und der Invasivität liegen Welten zwischen einer Operation und einem interventionell-radiologischen Verfahren“, be- kräftigt Wolf. Heute wird bei einem Abriss der Brust- schlagaderdieLeistefreigelegtundüberdiesen ZugangeinStentgraftunterSichtbiszurAorta hinaufgeschoben undanderStelle derRuptur abgesetzt. Das ist eine Sache von zehn bis 15 Minuten. Auch bei einer Blutung im Becken werden über die Leiste mittels eines Mikroka- theters kleine Metallspiralen an die verletzte Stelle geführt und damit der Blutzufluss ge- stoppt(Coilembolisation).Wennesnichtmög- lich ist, nah genug an die Blutung heranzu- kommen,wirddaszuleitendeGefäßmiteinem Kleber verschlossen. Bei einer Nierenblutung wiederum verschließt der interventionelle Ra- diologelediglicheinekleineSubsegmentarterie – und die Niere ist praktisch unversehrt. „Für die Patienten sind all diese Verfahren ein rie- siger Gewinn“, unterstreicht Wolf. I n der Notfallmedizin werden die Radiolo- gen immer mehr zum Patientenmanager“, weiß Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Wolf Florian, MBA,stellvertretenderLeiterderAbteilungfür Kardiovaskuläre Bildgebung und Interventio- nelle Radiologie an der Universitätsklinik für RadiodiagnostikundNuklearmedizinderMe- dizinischenUniversitätWien,„seiteinigenJah- renistderRadiologegefordert,imSchockraum die Initiative zu ergreifen und vaskuläre Not- fällesofortzulösen.“Dasbedeutet:Nacheiner grobenErstversorgungmussderPatientsofort in die Angiographie gebracht werden. Ganz einfach sei das nicht, räumt der Radiologe ein: „DennindenanderenFächern,diemittrauma- tischenBlutungenzutunhaben,istnochnicht ganzangekommen,wasdieRadiologieimFall vonlebensbedrohlichenGefäßverletzungenzu leisten imstande ist.“ Bis vor gar nicht allzu langer Zeit wurden lebensgefährliche Gefäßverletzungen chirur- gisch saniert. Bei einer Aortenruptur nach einem Dezelerationstrauma (zum Beispiel in- folge eines Verkehrsunfalls) musste der Brust- korb des Patienten von oben bis unten aufge- schnittenwerdenunddasbetroffeneStückder Aorta unter einem künstlichen Herzstillstand ersetzt werden. Nierenblutungen (etwa nach einer Stichverletzung) endeten bei einer ope- Traumatische Aortenruptur, 38-jähriger Mann, Zusammenstoß von Klein-Lkw und Motorrad, Hubschrauber – Schockraum-CT Abb. 1a und 1b: Typische Lokalisation: „Aufhängung“ der Aorta durch das Ligamentum arteriosum 90 Prozent, Aorta ascendens 5 Prozent, Zwerchfellhiatus 5 Prozent Abb. 2a und b: nach Stentgraft 1a 1b 2a 2b

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