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BRK_2015

Kontrastmittel & Darm radiologia bavarica2015 17 Kontrastmittelinjektionen: Vorsicht, aber keine Angst Die CT-Kolonographie wird attraktiver dern auch bei geriatrischen Patienten die Me- thodederWahl.Siesollteallerdingsnichtzum Einsatzkommen,wennVorerkrankungenwie chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder eine Akutsymptomatik vorliegen. „Auf jeden Fall sollte die Irrigoskopie durch die CT- Kolonographie abgelöst werden“, so Böhm ab- schließend mit Nachdruck. K ontrastmittel sind für die Bildgebung ein Segen und haben gleichzeitig ihre Tücken. So können CT-Kontrastmittel allergieähnlicheSymptomeauslösenundMRT- KontrastmittelfürPatientenmitNephropathie gefährlich werden. Um sie also effizient einzu- setzen, müssen mögliche Komplikationen und damitLimitationenberücksichtigtwerden.Dies gilt,obwohldasRisikobeiKontrastmittelnins- gesamt geringer scheint, als anfangs angenom- men, erläutert Prof. Dr. Michael Uder, Leiter des Radiologischen Instituts des Universitäts- klinikumsderFriedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. „Röntgenkontrastmittel können drei Arten von Nebenwirkungen auslösen“, so Uder. „Sie können die Niere schädigen, allergieähnliche Symptome auslösen bzw. eine Hyperthyreose oder thyreotoxische Krise provozieren, weil sie Jod enthalten. Letztere kann die Schilddrüse zur Produktion von Hormonen anregen, ein Effekt, der unerwünscht ist“, erläutert er weiter. Sämtliche Unverträglichkeiten und Allergien, beispielsweisegegenJod,solltendahervoreiner UntersuchungbeimPatientenabgefragtwerden. Keine antikörper- vermittelte Allergie Auf welchem Weg allergieähnliche Symptome ausgelöst werden, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Bisher steht nur fest, dass sie in ihrer Wirkung wie antikörpervermittelte Allergien aussehen. Treten Symptome auf, helfen nur Notfallmedikamente und der Anruf beim Narkosearzt oder dem Notfallteam des Kran- kenhauses.BeidernächstenUntersuchunglässt sich dann ein erneuter Versuch mit einem an- deren Kontrastmittel starten oder ein alterna- tivesVerfahrenwählen,zumBeispieldieMRT. „Eine allgemeine antikörperinduzierte Allergie hat ein Wiederholungsrisiko von 100 Prozent, D ie CT-Kolonographie oder virtuelle Koloskopie wurde 1996 erstmals be- schrieben und hat sich in den darauf- folgenden Jahren als Ergänzung und Alterna- tiv-Verfahren zur optischen Koloskopie, der klassischen Darmspiegelung, etabliert. Die Datenlage sei sehr gut, berichtet Böhm. Et- liche große Studien belegten die Effektivität dieser Methode. Die Detektionsraten der CT-Kolonogra- phieentsprechendenenderoptischenKolosko- pie, für den Patienten ist das radiologische Ver- während das Wiederholungsrisiko allergieähn- licher Symptome, wie sie bei Kontrastmitteln auftreten,glücklicherweisegeringeristundzwi- schen 5 und 30 Prozent liegt“, klärt Uder auf. Wichtig für medizinisch-technische As- sistenten (österreichisch: RT) ist es zu wissen, dass 96 Prozent aller Kontrastmittelnebenwir- kungen grundsätzlich innerhalb der ersten 30 Minuten nach Gabe auftreten. „Daher muss der Patient eine halbe Stunde warten, bevor er nach Hause entlassen wird“, betont Uder. „Wirddiesbeachtet,istmanweitgehendaufder sicheren Seite.“ Gilt dies für MRT- Kontrastmittel? „Früher haben wir MRT-Kontrastmittel für ­extremgutverträglichgehalten“,soUder.„Wir haben aber gelernt, dass auch diese Nebenwir- kungen auslösen können – die so genannte nephrogene systemische Fibrose (NSF), die zu Bindegewebsbildungführt.Allerdingstrittsie nur bei Patienten auf, die unter einer hochgra- digen Nephropathie leiden. „Diese Patienten kann man im Vorfeld leicht identifizieren, indem wir vor der Unter- suchung nach Nierenfunktionsstörungen fra- gen“, stellt der Radiologe fest. Ist diese nicht hochgradig, sollte dem Patienten allerdings auch nicht unnötigerweise das Kontrastmittel vorenthalten werden. „Wir brauchen Kontrast- mittel,umdamitbessereDiagnosenzustellen“, macht Uder sehr deutlich. In der Praxis werde leider das Kind mit dem Bade ausgeschüttet undvielePatientenerhieltengarkeinKontrast- mittelmehr,sobaldsieeineNierenerkrankung vorwiesen. „Einfach weil die Leute Angst ha- ben“, sagt Uder. „Wir brauchen aber dringend gute Diagnosen, die manchmal eben nur mit fahrenjedochdeutlichangenehmer.Während beiderklassischen,DarmspiegelungeinEndo- skopindenDarmeingeführtwird,werdenbei dervirtuellenKoloskopiedigitaleSchnittbilder erzeugt. Der Untersucher führt lediglich kurz vor der eigentlichen CT-Untersuchung einen dünnen Schlauch in den After ein, durch den Luft oder Kohlendioxidgas geleitet wird. Dieses Aufdehnen des Dickdarms dient dazu, aneinanderliegendeDarmwändevoneinander zutrennen,damitdasgesamteDarminneregut abgebildetwerdenkann.BeideroptischenKo- Kontrastmittel zu erreichen ist.“ Aufklärungs- arbeit bei den Patienten, aber auch in den eige- nen Reihen, ist also dringend geboten. Ist das Risiko von Kontrast- mitteln bisher überschätzt worden? Zunächst muss zwischen dem Einsatz von Kontrastmitteln bei MRT und CT differen- ziert werden. Da bei einer MRT die NSF als Kontrastmittel-induzierte Nebenwirkung nur bei schwer nierengeschädigten Patienten auf- tritt, sind vergleichsweise wenig Patienten be- troffen. „Weltweit wurden ungefähr 700 Situ- ationenmitNebenwirkungenberichtetbei125 Millionen Gaben von Kernspin-Kontrastmit- teln bis heute“, erläutert Uder. Wichtig ist, die VorschädigungzubewertenunddenPatienten vor der Untersuchung sorgfältig zu befragen. Beim Einsatz von CT-Kontrastmitteln sollte zusätzlich auf eine Schilddrüsenüber- funktion geachtet werden. Leidet der Patient an dieser, muss das Kontrastmittel vorsichtig dosiertsein.„FüreineCT-Untersuchunggeben wir100MilliliterKontrastmittel.Dieseenthal- tensovielJod,wieSiebräuchten,um400Jahre alt zu werden“, verdeutlicht der Radiologe. Auch bei CT-Untersuchungen ist auf die Nierenfunktion zu achten, denn bei Patienten mit Nierenstörungen kann das Organ selbst durchKontrastmittelstarkgeschädigtwerden. „Neueste Daten zeigen interessanterweise, dass dasRisikoeinerKontrastmittel-Nephropathie insgesamt viel niedriger ist, als in der Vergan- genheit gedacht, insbesondere bei der Gabe von Kontrast über die Vene“, resümiert Uder. Ausreichend wissenschaftlich untermauert ist dies bisher noch nicht. „Deshalb also bitte weiterhin vorsichtig sein“, mahnt der Experte abschließend. loskopie können allerdings Polypen oder ande- re gutartige Veränderungen in einem Unter- suchungsgang mit entfernt werden – dies ist bei der virtuellen Koloskopie natürlich nicht möglich. DieCT-KolonographiesollteimAnschluss an eine klassische Koloskopie erfolgen, wenn mitletztererMethodedieUntersuchungnicht bis zum Zökum durchgeführt werden kann, d.h. die Darmspiegelung inkomplett ist. Bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen kommtprimärdieradiologischeMethodezum Einsatz, da hierbei kein zusätzliches Blutungs- risikoentsteht.WieBöhmberichtet,istdieCT- Kolonographie in anderen europäischen Län- Prof. Dr. Michael Uder studierte Humanmedizin an der Universität des Saarlandes, Homburg, wo er auch seinen Facharzt für Radiologie ablegte. Nach seiner Habilitation im Jahr 2002 über die Nebenwirkungen von Röntgenkont- rastmitteln an der Niere war er von 2003 bis 2009 als Professor für Radiologie am Radiolo- gischen Institut der Universitätsklinik Erlangen tätig. Seit 2009 steht er dem Institut als Direk- tor vor. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen auf den Nebenwirkungen von Kontrast- mitteln, der Diagnostik des Urogenitalsystems, der Interventionellen Radiologie sowie auf Strahlendosis und Dosisreduktion. Dr. Gernot Böhm ist Oberarzt am Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie am Krankenhaus der Elisabethinnen in Linz. Seine radiologischen Schwerpunkte sind unter anderem MSCT in allen Körperregionen mit besonderem Augenmerk auf die 3D-Nach- verarbeitung, Virtuelle Koloskopie sowie die Videokinematographie des Schluckaktes. Der Facharzt für Radiologiediagnostik ist Mitglied der Österreichischen Röntgengesellschaft, in der er seit Januar die Arbeitsgruppe gastro- intestinale Radiologie leitet. Er ist Fellow der ESGAR (European Society of Gastrointesti- nal and Abdominal Radiology. Ebenso ist er Mitglied der European Society of Radiology (ESR) und der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM). Dickdarmpolyp Endoskopievergleich gestielter Polyp Gestielter Polyp CT Kolo Stenosierendes Sigmakarzinom Neue Methode gehört in spezielle Hände Die neue Therapie der „mechanischen Thrombektomie (MTE)“ bei schweren Schlaganfällen ist eine dringend benötigte Ergänzung des Therapieangebotes, die allerdings in spezialisierte Hände gehört. In einer gemeinsamen Erklärung for- dern die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR), die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG), die Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie (DeGIR) und der Berufsverband Deut- scher Neuro­radiologen (BDNR), dass diese Methode ausschließlich in den von der DSG zertifizierten Stroke Units (SU) und von zertifizierten Neuroradiologen und Radiologen durchgeführt werden sollte. Die endovaskuläre Therapie stelle besondere Anforderungen an die behandelnden Ärzte und die Ausstattung der Kliniken, heißt es. WennbeieinemSchlaganfalleinBlutgerinnseleinGefäßimGehirnblockiert,wirdzu- nächstversucht,dasGerinnselmedikamentösaufzulösen.Prof.Dr.GerhardF.­Hamann, 1. Vorsitzender der DSG erläutert: „Dieses als Thrombolyse bekannte Verfahren funk- tioniert bei etwa 12 bis 15 Prozent der Patienten gut. Bei sehr großen Blutpfropfen, in derenFolgePatientenschwereBehinderungenzurückbehaltenkönnen,gelingtdasAuf- lösenmitdemEnzymhäufigjedochnicht,daderBlutpfropfenzugroßist.“Hierhatsich dieMTEbewährt,beidereinNeuroradiologeoderRadiologedasGerinnselmiteinem KatheterausdemverstopftenGefäßzieht.„DieWirksamkeitderneuenTherapiewurde durchaktuelleStudienjüngstbelegt“,erklärtHamann,derauchDirektorderKlinikfür Neurologie und Neurologische Rehabilitation am Bezirkskrankenhaus Günzburg ist.

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