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RRR 2015

J eder Facharzt hat in seiner theo- retischenundpraktischenAusbil- dung die Bildgebung der Leber erlernt. Doch in der beruflichen PraxisbleibtdiesesWissennichtimmer präsent, denn abhängig von der Spezi- alisierung und Größe einer Abteilung oder Praxis variiert die Anzahl der Le- berläsionen,diederRadiologezusehen bekommt. Am Universitätsklinikum Essen besteht dank der Kooperation der Radiologie mit der gastroenterolo- gischen und endokrinologischen Ab- teilungeinegroßeExpertiseaufdiesem Gebiet. Priv.-Doz. Dr. Lale Umutlu, Oberärztin am Institut für Diagnos- tische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik, gibt in ihrer Case-based 26 RADIOLOGIEREPORTRUHR 2015 ABDOMEN & MRT wähnen sollte man auch noch die Pfortaderthrombose, bei der sich ein Thrombus in der Pfortader der Leber gebildet hat, und auch den venösen VerschlussderLeberbeiverschiedenen Chemotherapien. Für Nichtradiologen ist es gerade- zu unmöglich zu erkennen, ob es sich um eine therapie- oder tumorassozi- ierte Veränderung handelt, und selbst für den Radiologen können sich ver- wirrende Bilder ergeben. Es ist ent- scheidend, diese Veränderungen als Teil der Therapie und nicht als Tu- morprogress zu identifizieren. Gravie- rende Fehldiagnosen oder zumindest Verunsicherungen können entstehen, wenn der Radiologe diese speziellen Therapeutika und ihre Nebenwir- kungen nicht kennt. Beispielsweise würde man die Thrombose in der Pfortader mit dem Progress eines Le- bertumors in Verbindung bringen. Wie sollte in Zweifelsfällen verfahren werden? Das Schlagwort hierzu ist die „spre- chende Radiologie“, ein besonderes Anliegen von mir, dem ich derzeit auchwissenschaftlich nachgehe. Es ist unglaublich wichtig, dass wir als Ra- diologen nicht autistisch in unserem Kämmerchen sitzen und lediglich die Befundeherausgeben,sonderndasswir unsere klinisch-onkologischen Kolle- gen bereits bei der Befunderstellung mit ins Boot holen. Bei uns im Haus ist das in der Tat üblich. Es gibt derart spezielle Nebenwirkungen oder Situa- tionen etwa bei einem kompliziert vor- operierten, onkologischen Patienten, dass wir gemeinsam mit unseren Kol- legen am Monitor den Fall beraten. In einer aktuellen Studie, die ge- rade zur Publikation eingereicht wur- de, haben wir herausgefunden, dass bei rund einem Drittel der Patienten eine Änderung der Diagnose oder der Therapie vorgenommen wird, wenn die sprechende Radiologie Anwen- dung findet. Es ist beachtlich, dass klassische Konferenzen, wie sie in der radiologisch-klinischen Welt üblich sind, diese gravierende Anzahl von über 30 Prozent erzielen können. Ich plädoyiere deshalb dafür, von Bespre- chungen Gebrauch zu machen und sie nicht als eine lästige Angelegen- heit abzutun. Insbesondere in einem schwierigen Bereich wie den thera- pieassoziierten Veränderungen ist die gemeinsame Abklärung auf jeden Fall anzuraten. D ie Fortschritte in der Strahlen- und Chemotherapie sind im- mens,könnenaber–auchradio- logisch erkennbare – Neben- wirkungen nicht ausschließen. Die Unterscheidung von therapie- und tumorassoziierten Veränderungen im Abdomen stellt selbst erfahrene Radiologen vor eine Herausforderung. Prof. Dr. Andreas Schreyer, leitender Oberarzt und stellvertretender Insti- tutsdirektor Radiologie am Univer- sitätsklinikum Regensburg, fasst die wichtigsten Zweifelsfälle zusammen und plädiert für eine einfache wie ef- fektive Hilfestellung: mehr miteinan- der sprechen. Worin bestehen die Schwierig- keiten in der Diagnostik? Es gibt viele neue, faszinierende und extrem effiziente, kombinierte che- motherapeutische Verfahren und Bestrahlungsschemata in der onkolo- gischen Therapie – selbstverständlich inZusammenarbeitmitderChirurgie. Jedoch ziehen Strahlen- und Chemo- therapie einige spezifische Nebenwir- kungen nach sich, die radiologisch ähnlichaussehenkönnenwieRezidive oderVeränderungendurchdenTumor. Für die Überleitung an den klinisch onkologischen Kollegen und die wei- tere Therapie ist es wichtig zu erken- nen, ob es sich um eine therapie- oder tumorassoziierteVeränderunghandelt. Diesekönnensichsehr,sehrähnlichse- hen. Die Herausforderung für die Ra- diologie ist, die Veränderungen sicher zu differenzieren und nicht in Panik zugeraten,wennmanwelchefeststellt. Beispielsweise stellt sich eine fokale Le- berverfettung in der Bildgebung ähn- lich dar wie eine metastatische Verän- derung. Was sind die wichtigsten Komplikationen? WennwirbeiderLeberbleiben,sindes vor allem strukturelle Veränderungen, also eine globale oder auch eine geo- grafisch eingegrenzte Verfettung der Leber. Komplikationen im Bereich der Milz können sogar bis zu Milz- perforationen oder Milzblutungen reichen. Im Bereich der Pankreas sind Entzündungen, also eine Pankreati- tis, als klassische Folgen möglich. Im Darm können nach der Bestrahlung oder Chemotherapie Darmwandver- dickungen als unspezifisches Zeichen radiologischinErscheinungtreten,die dannleichtmiteinerKolitis,alsoeiner Entzündung des Dick- oder Dünn- darms, verwechselt werden. Das sind die wichtigsten Komplikationen. Er- VerwirrendeZeichen BessereDifferenzierung durchdieMRT Spezielle Sequenzen und leberspezifische Kon- trastmittel sind hilfreich in der Leberbildgebung Prof. Dr. Andreas Schreyer ist seit 2010 stellvertretender Institutsdirektor des Instituts für Röntgendiagnostik in Regensburg. Nach seinem Studium der Humanmedizin an der Universität Erlangen-Nürnberg führte ihn der Weg von 1997 bis 1999 als MRI Research Fellow an die renommierte Harvard Medical School in Boston. Nach seiner Rückkehr wurde er wissenschaftlicher Mitarbei- ter am Institut für Röntgendiagnostik des Universitäts- klinikums Regensburg. 2007 habilitierte er sich in der Radiologie mit dem Thema „Moderne MRT-Bildgebung des Gastrointestinaltraktes“. Schreyer ist darüber hinaus Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Abdominal- und GI-Diagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und Mitglied der Zertifizierungskommission der deut- schen Darmkrebs- und Pankreaszentren. Veranstaltungshinweis: Raum: Congress-Saal Donnerstag, 29.10.2015, 18:00 Uhr Therapieassoziierte Veränderungen im Abdomen Andreas Schreyer, Regensburg Session: OnkologieKontrastgestützte CT des Beckens bei einem Patienten nach Rektumkarzinom und Rektumexstirpation mit einer Verdickung der Harnsblasenwand. Anamnestisch stellte sich der Zustand nach einer Beckenradiatio heraus. Darstellung einer FNH in der MRT mit flächiger Kontrastmittelanreicherung und typisch hyperintenser Signal- intensität in der leberspezifischen Phase. PATIENTENMAGAZIN DER DRG AUSGABE 5 | Mai 2015 Neue Ausgabe: 15. Dezember Abonnieren Sie jetzt auf www.drg.de für Ihr Wartezimmer

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